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FRIEDRICH III, FÜRST ZU SOLMS-BARUTH

von seinem Enkel, Friedrich V

Mein Großvater war tief religiös und Humanist. In Folge seiner Erfahrungen im ersten Weltkrieg wurde er zusätzlich Pazifist. Er verachtete Hitler sogar lange bevor dieser an die Macht kam, nannte ihn einen verrückten Hampelmann und Kretin, der Deutschland in Grund und Boden treiben und einen weiteren Weltkrieg beginnen würde. Daher stellte er sich furchtlos öffentlich gegen Hitler, verweigerte konsequent den Hitler-Gruß, verweigerte in die Partei einzutreten und verweigerte in seinen Betrieben jemanden anzustellen, der zur Partei gehörte. Er verbat Angestellten ebenfalls den Hitler-Gruß zu geben. Mein Großvater trat aus der Wehrmacht aus (er hatte in der kaiserlichen Wehrmacht als Rittmeister gedient), um zu vermeiden, den Treueid auf Hitler schwören zu müssen. Als meine Großmutter die Bronzemedaille ,,der deutschen Mutter" anlässlich der Geburt ihres fünften Kindes präsentiert bekam, schickte sie diese mit der Nachricht zurück: ,,Meine Kinder bringe ich allein für Gott und meinen Mann zur Welt".​ 

Moralischer Kompromiss jeglicher Art war meinem Großvater vollkommen fremd, sogar wenn er dabei sein Leben sowie das seiner ganzen Familie, riskierte. Er stellte sich den Nazis so gut wie er konnte entgegen. Dies tat er unter anderem, indem er sich über Jahre hinweg rechtlich gegen die Enteignungsversuche der Nazis gewisser Forstflächen für Militärzwecke, sowie deren Forderungen von Holz und Harz aus seinen Wäldern, wehrte. Schließlich führte dies dazu, dass ihm öffentlich die ,,Kriegssabotage" vorgeworfen wurde sowie dass er versuche ,,einen Staat im Staate zu gründen". Daraufhin wurde 1943 bereits ein Nazi-Verwalter für seinen schlesischen Besitz eingesetzt und mein Großvater wurde angewiesen, sich nur noch auf seinem Besitz in Brandenburg aufhalten zu dürfen. Dort schlief er mit zwei Luger 9mm Pistolen unter seinem Kopfkissen jeden Abend in einem anderen Schlafzimmer, welches erst eingerichtet wurde, nachdem alle Angestellten nach Hause gegangen waren, sodass niemand ihn verraten konnte, während sein loyaler ,,Leibjäger" Apelt vor der Schlafzimmertür mit einem Karabiner auf einem Klappbett schlief. In einer eidesstattlichen Erklärung des Grafen von Hardenberg, dem einzig Überlebenden der direkten Beteiligten am 20. Juli, bestätigt dieser, dass mein Großvater sich ,,trotz aller Schwierigkeiten und Hindernisse, die ihm die Nazis in den Weg legten, niemals von dem als Recht erkannten Weg hat abbringen lassen, vielmehr lehnte er all die Jahre hindurch jede Konzession ab und trat mannhaft für seine Beamten und Arbeiter ein, wenn gegen diese unberechtigte Vorwürfe erhoben wurden".

Nachdem er von der Gestapo gezwungen wurde als Gegenzug für seine Entlassung das Leben und das seiner Familie, sein ganzes Vermögen unwiderruflich in die Verfügungsmacht Himmlers zu übertragen und die Verbannung von seinem Heim und Betrieb zu akzeptieren, fand er Trost in dem Wissen, dass er jedenfalls seine Familie gerettet hatte, ohne moralische Kompromisse den Nazis gegenüber gemacht zu haben. Obwohl er daraufhin nur noch ein gebrochener Mann mit wenigen Jahren zum Leben war, hat er meinem Vater den moralischen Kompass beigebracht, den mein Vater, wiederum mir beibrachte. Ich sehe meinen Großvater und Vater als meine Vorbilder an und werde nicht ruhen bis das Unrecht, welches die Gestapo gegen meinen Großvater und Vater ausgeführt hat und das durch die Bundesregierung weiterhin gegen meine Familie perpetuiert wird Gerechtigkeit findet.

 

Mein Vater baute die Farm in Namibia bis zur zweit bestgeführten Farm im Lande auf, sodass wir eines Tages die wirtschaftliche Basis hatten, die Klage zur Wiederherstellung der Gerechtigkeit führen zu können und unseren von Heinrich Himmler geraubten Besitz zurückzubekommen. Obwohl mein Vater die Klage auf Wiedergutmachung einleitete, erlebte er es, wegen der Zeitverzögerungstaktik der Behörden und Gerichte, leider nicht mehr, Gerechtigkeit ausgeführt zu sehen. Daher sehe ich eine umso größere Verantwortung, die Arbeit zu vollenden. Ich habe mir das zur Lebensaufgabe gemacht.

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Friedrich V, als Kind, am Grab seines Grossvaters in Afrika

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